Jana ist gerade in den Bergen zwischen Darjeeling und Sikkim unterwegs und schlürft wahrscheinlich gerade eine schöne Tasse heißen frisch aufgebrühten Tee, nachdem sie einige Tage in den Bergen herumgekraxelt ist, während ich am anderen Ende Indiens die Stellung halte und meinen eigenen Urlaub vorbereite.
Da es derzeit sehr ruhig hier in Pune ist und die meisten anderen Freiwilligen während der hiesigen "Sommerferien" vereist sind, widme auch mich anderen Beschäftigungen als dem schnöden Herumsitzen im Center.
Vergangene Woche war ich beispielsweise vom Rotary-Club zu einem kleinen Gast-Vortrag in der Faculty of Management Sciences (mitten auf dem Feld in den Western Gats aus dem Boden gestampft) eingeladen, wo ich den Studenten, die meisten aus dem "Cow-Belt" stammend (also dem ländlich geprägten Kuh-Gürtel Punes), über den Nutzen und die Vorteile des Theaterspielens in Zusammenhang mit Management aufklärte. Eine sehr interessante Veranstaltung - diese unbedarften wissbegierigen Augenpaare, die mich da anstarrten. Ich hab nicht die leiseste Ahnung, wie aus diesen Menschen innerhalb von drei Jahren "Manager" und Betriebsleiter gemacht werden sollen, aber mittels ordentlicher Gehirnwäsche ist in Indien glaub ich so ziemlich alles möglich.
Meine zwei Begleiter vom Rotary-Club waren dafür umso Westlicher und Aufgeklärter. Sarfaraz, den Jana und ich über unsere Schule kennengelernt haben, hört beispielsweise nur europäische Schmuse-Songs und war schon mehrfach in Europa, unter anderem zum Schüleraustausch in Lyon und auch seine Begleiterin schätzt den westlichen Lebensstil und ließ es sich auch nicht nehmen, ein bisschen über die kleinen Studenten und deren dörfliche Herkunft abzulästern. Sie wolle die auf jeden Fall mal richtig hart ran nehmen und denen richtiges Sprechen beibringen. Da musste ich irgendwie ein bisschen schmunzeln, weil auch diese gute Frau kein akzentfreies Englisch sprach. Das Witzigste war ihre Reaktion auf den plötzlich einsetzenden Regen auf der Hinfahrt. Sofort rief sie ihre Tochter an, fragte ob denn alles okay sei und wiederholte mindestens zehnmal: "It's raining cats and dogs here, you won't believe: cats and dogs!" Als wir zurückfuhren rief sie erneut zu Hause an und erkundigte sich, ob es denn jetzt auch in Pune schon cats and dogs geregnet hätte und als sie erfuhr, das die ganze Wäsche nass geworden sei, bekam sie gleich einen Anfall, weil sie ja jetzt nicht wisse, wie die wieder trocken wird.
Ja, ja die indische Service-Kultur: Jeder hat mindestens eine/n Bedienstete/n zu Hause, der/die jeden Tag kommt, die komplette Wohnung putzt und wischt, Geschirr abwäscht, Wäsche wäscht, aufräumt und womöglich noch für die ganze Familie kocht. Und das Ganze zum Schnäppchenpreis von 20/30 € im Monat.
Und wenn mal irgendwas Unerwartetes passiert, dann gibt es gleich Chaos oder man sagt dann einfach: "Ach lass das da alles so stehn und liegen. Das macht dann morgen die Putzfrau weg."
Na ja, so viel zum alltäglichen Leben in Indien. Es wabert so vor sich hin und wenn ich in knapp drei Wochen wieder aus dem Urlaub in Nepal zurückkomme, habe ich noch genau zwei Monate, bis es wieder zurück geht in die Heimat. Ein komisches Gefühl, aber auch ein gutes...