Dienstag, 1. März 2011

Rote Robe, weiße Robe, HIV-Test - der Weg zu Osho?

... einmal bitte ganz genau hinschauen, Marion könnt ihr in diesem "Hotel Very Welcome" Trailer in genau so einer roten Robe bewundern.
Ja, und ihr könnt sogar genau den Ort sehen, den ich am Sonntag besucht habe - den Osho-Ashram in Pune.


... aber halt, Ashram sagt man garnicht mehr. Was früher mal Ashram hieß ist heute das Osho Meditation Resort.

Keine Angst, ich bin nicht unter die Esoteriker gegangen, die Neugier war es, die mich und Meike dazu bewegt hat uns für einen Tag unter die "Oshos" (wie wir sie hier liebevoll nennen) zu mischen.
Die grundlegende Idee der Osho-Lehre ist es, das Leben als Ganzes anzunehmen und all seine Seiten zu lieben und täglich zu feiern. So gehört nach Osho sowohl Askese, Innehalten und Mediation, wie auch Lust, Genuss und Feiern zum Leben dazu.
Pune ist für diesen Ashram berühmt und berüchtigt. In dern 70er Jahren ging Osho als der "Sex-Guru" durch die Medien, wie der ein oder andere Leser wohl schoneinmal gehört haben muss.
Sechs Monate habe ich die "Oshos" in ihren Roben durch Pune, bzw. den Koregaon Park, wandeln sehen. Sechs Monate habe ich wildeste Gerüchte gehört und mich gefragt, was "da drinnen" wohl so abgeht.
Die Neugier hat den Geiz (der Eintritt ist horrend) besiegt und wer ein Jahr in Pune ist, sollte doch den Osho-Ashram mal von innen gesehen haben, oder?

Mit den am Straßenstand günstig erworbenen Roben in der Tasche (in voller Montur einmal queer durch Pune, das wäre mir doch etwas peinlich gewesen...) ging es am Sonntag morgen dann auf zum Osho. Superfreundlich und offen half uns eine deutsche Mitarbeiterin bei der Registrierung. Nach einem Schnell-Aids-test bei einem Arzt, der von seinem Job sichtlich unterfordert und angenervt war, ging es los mit dem "Welcome-Morning".

Tanzenderweise, zum Lied "Love Generation", sollten wir uns in der Gruppe bekanntmachen. Das war schon etwas schräg, aber muss ein ziemlich lustiges Bild gewesen sein.
Danach wurden uns die Regeln im Osho erklärt... Hygieneregeln beim Essen, Öffnungszeiten, und natürlich, dass "hugging" nicht verpflichtend ist. Alles klar soweit.
Danach wurden die beiden wichtigsten Osho-Meditationstechniken und das Osho-Abendtreffen (das Highlight jeden Tages) erklärt und in Kurzform geprobt.

1. Die Osho Dynamic Meditation, die folgende Stufen beinhaltet:

- 10 Minuten "chaotisches" Atmen, was bedeutet wild herumhampelnd, unregelmäßig und mit dem ganzen Körper durch die Nase auszuatmen

- 10 Minuten "Explosion": Während dieser Stufe soll man alles herauslassen und sich erlauben "totally mad" zu sein, was in der Praxis Schreien, Lachen, Kreischen, Weinen, Toben, Zappeln etc. bedeutet.

- 15 Minuten mit hochgestreckten Armen Hüpfen und dazu "hu" rufen

- 15 Minuten in der Position, in der man sich gerade befindet einfrieren

- 15 Minuten "feiern" - tanzend die eigene Dankbarkeit für "alles" ausdrücken.

Zum Glück hat unser Probelauf keine Stunde gedauert, das hätten wir wohl kaum durchgehalten, weil wir nach der 15 - Minuten Version schon ganz schön geschafft und auch ein kleines bisschen entspannt waren.


2. Die Osho-Kundalini Meditation gliedert sich in vier Stufen

-  15 Minuten "Schütteln", dabei soll man die Energie von den Füßen zum Kopf strömen spüren und den Körper zittern lassen

- 15 Minuten Tanzen wie einem zu Mute ist

- 15 Minuten Innehalten (stehend oder sitzend) und beobachten was in und um einen passiert

- 15 Minuten still liegen und entspannen

An dieser Meditation haben wir sogar im Original, in der großen Osho-Pyramide, teilgenommen. Ein bisschen verrückt kam ich mir schon vor zwischen all den Menschen in ihren roten Roben, aber so schlimm war es dann doch nicht - schließlich sah jeder gleich verrückt aus.
Die Meditation selbst fand ich gar nicht so schlecht, auch wenn mir beim "Nichtsdenken" immer die absurdesten Dinge durch den Kopf gehen, hab ich mich hinterher echt entspannt gefühlt.

Naja, die ganze Osho-Anlage ist auch wirklich ein sehr entspannender Ort. Die Anlagen sind wie eine kleine Oase im Dschungel und alles ist ruhig und sauber. Die Füße im Pool baumelnd (Baden durften wir nicht, weil wir keinen roten Bikini hatten :P) konnten wir richtig "Urlaub von Indien" machen, das war wirklich traumhaft. "Urlaub von Indien" ist in dem Fall wirklich ganz treffend, weil die Mehrzahl der "Oshos" nicht aus Indien waren.

Das angebliche Highlight des Tages war dann das Abendtreffen, zu dem wir uns in unsere weißen Roben schmissen. Es war ein fast surreales Bild wie all die Menschen in weißen Roben zur Pyramide strömten - was einheitliche Kleidung so alles bewirken kann ist doch immer wieder erstaunlich und auch ein bisschen erschreckend.
Der erste Teil des Abendtreffens war wieder 15 Minuten tanzend Feiern. Dazu spielte eine wirklich gute Lifeband und geschätzte 150 weiße Männchen hüpften durch die Pyramide. Ich war teilweise ein bisschen an die Radolfzeller Fasnacht und den Hemdglonker erinnert :-)
Danach folgte "Zuhören als Meditation", zuerst der Band, die mit Unterbrechungen spielte und dann eine halbe Stunde Oshos Ausführungen auf Video. Diesen Teil fand ich extrem unmeditativ und anstrengend, weil man ihn wirklich kaum verstehen konnte. Den letzten Teil des Abendtreffens konnte ich leider nicht mehr mitverfolgen, weil ich zum Husten den Raum verlassen musste....

Teuer, interessant und teilweise auch wirklich entspannend war dieser Tag im Osho. Ich bin froh, die berüchtigte Einrichtung mal von Innen gesehen zu haben... so abgedreht wie erwartet war es dann nämlich doch nicht.
















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