Montag, 3. Januar 2011

Neues Jahr, neues (Arbeits-)Glück ?!

Happy New Year, liebe Blogleserinnen&leser!

Aus Indien wünschen wir euch für das Jahr 2011 nur das Allerbeste. Wir haben den Jahreswechsel ja bereits 4,5 Stunden vor euch bewältigt.
Wie schon Weihnachten haben wir Silvester in der Wohnung der Mitfreiwilligen in Kalyani Nagar verbracht. Gemeinsam mit einigen indischen Studenten und deutschen Freiwilligen haben wir ins neue Jahr gefeiert. Vereinzelt wurden um 0:00 sogar Raketen abgeschossen, die wir vom Balkon aus leider nur hören und nicht sehen konnten.
Obwohl so gar keine Silvesterstimmung aufkam war es ein sehr netter Abend. Der Austausch mit den Freiwilligen vom "IB" (Internationaler Bund) über unsere Einsatzstellen versetzte uns allerdings einen kleinen Stoßdämpfer. Es machte uns fast ein bisschen neidisch, die anderen von ihren Projekten und ihrer Arbeit schwärmen zu hören, besonders, weil unsere Arbeitswoche "zwischen den Jahren" ein Tiefpunkt in Sachen Projektarbeit war.

In der Woche vor Weihnachten schien doch alles noch so positiv.
Wir hatten nach langer Zeit mal wieder ein Gespräch mit dem obersten Chef Dr. Oswal. Es schien, als wäre ihm eingefallen, dass da noch zwei "German Red Cross"-Freiwillige gewesen sind, um die man sich mal wieder kümmern sollte....
Der Wartezeitraum hatte Formen angenommen, die Adressenliste für eine Internationale Konferenz war praktisch komplett, ein weiterer Webseitenteil fertig übersetzt und wir waren mit einigen (wenigen) Eltern den Evaluationsfragebogen durchgegangen. Besonders schön war der Besuch einer südafrikanischen Familie, die wir bei ihrem Aufenthalt betreuten. Es hat sehr viel Spaß gemacht, sich mit diesen offenen Eltern auszutauschen und ihnen bei vielen praktischen Dingen, wie z.B. der Organisation einer Handykarte, helfen zu können.
Im Gespräch erzählte Dr. Oswal mal wieder von seinen Plänen und Visionen... er wolle uns jetzt wirklich nächste Woche zum Abendessen zu sich nach Hause einladen. Ab jetzt sollen wir an drei Tagen für einige Stunden wieder Patientenakten sortieren und mit Prasad (seinem Sohn) eine wunderbar-tolle Konferenz organisieren.
Als er auf unseren Vorschlag einging, sich jeden Montag kurz zusammenzusetzen um die wichtigsten Dinge für die nächste Woche zu besprechen, konnten wir unser Glück kaum fassen - Strukturierte Kooperation im indischen Arbeitschaos?!
Ein iranischer Freund, der seit über sechs Jahren in Indien lebt, meinte einmal, der Inder legt sich abends ins Bett und weiß am Morgen nicht mehr was er gestern versprochen hat... Ein Ausspruch der auf unseren Dr. Oswal, der in seiner eigenen Welt zu leben scheint, ganz gewiss zutrifft. So gelang es uns, trotz mehrmaligen Erinnerungen, nicht, das vereinbarte Treffen stattfinden zu lassen. Jedes Mal wurden wir mit mit "after lunchtime, after that patient, tomorrow at five o'clock" und Ähnlichem vertröstet. Wenn man dann im Zimmer steht und über den Brillenrand hektisch gefragt wird, ob sonst noch irgendwas ist, fällt es ganz schön schwer zu sagen, dass man einfach nur kurz über diese Arbeitswoche reden will.... Dazu müssen wir Dr. Oswal wohl in Zukunft sofort abpassen, wenn er morgens vorbeischaut, was gar nicht so einfach ist, da er zu absolut unregelmäßigen Uhrzeiten auftaucht. Es kann durchaus sein, dass er, wie heute, erst um drei Uhr nachmittags kommt, obwohl sich das Wartezimmer seit 11:00 Uhr morgens füllt. Da ist der gute Mann natürlich im Stress, um all die Patienten noch vor 18:00 Uhr abzuarbeiten.

Wie der Vater so der Sohne - Prasad. Er ist ja eigentlich unsere Hauptansprechperson im Projekt. Eine etwas unglückliche Wahl, da er ausschließlich von zu Hause aus arbeiten und mit den Abläufen im Center nicht so vertraut ist. Manchmal haben wir ein bisschen das Gefühl, die linke Hand weiß hier nicht was die rechte tut. Am Dienstag hatten wir uns mit Prasad verabredet, um uns endlich an das Verschicken der Konferenzeinladungen machen zu können. Stattgefunden hat dieses Treffen aber leider erst am Freitag 10 Minuten vor Feierabend.

Das Sortieren von Patientenakten ist letzte Woche zu einem kleinen Kampf mit der Sekretärin ausgeartet, die nicht gewillt war, uns neue Patientenaktennummern herauszugeben, obwohl Dr. Oswal sie ausdrücklich dazu aufgefordert hat. Ihrer Meinung nach haben all diese Patienten schon Nummern... leider konnte niemand diese Nummern oder gar den Namen der Patienten im Verzeichnis finden. Die Akten liegen noch immer auf ihrem Schreibtisch und werden hoffentlich nicht in ihrem oder Dr. Oswals Büro verschwinden, wie das gerne mal passiert.
Ein bisschen wütend macht das schon. Wie sollen wir denn ordentlich etwas auf die Beine stellen, wenn wir die Unterstützung, die wir dafür brauchen, nicht bekommen und sich die Kooperation als so schwierig heraustellt?

Gegenüber Prasad konnten wir immerhin ein Teil dieses Problems ansprechen... die Patientenakten sollen in Zukunft erst zu uns, bevor sie zu Dr. Oswal ins Büro wandern und die Sekretärin soll uns informieren wenn sich Patienten aus dem Ausland ankündigen, damit wir vorab Kontakt zu ihnen aufnehmen können.
Wie wir das Kooperationsproblem lösen, wissen wir noch nicht so Recht - dran bleiben und den berühmt berüchtigen "Remindercall" anwenden. Ein anderes Patentrezept fällt uns grade noch nicht ein.
Vielleicht kommt uns ja auf unserem Zwischenseminar in Bangalore oder in den drei Tagen in Hampi die Erleuchtung! Wir sind auf jeden Fall beide ganz froh, dass wir bis zum 16. Januar "out of station" sind. Unsere heutige Devise: Ein bisschen Abstand zum Projekt gewinnen um danach mit neuem Mut und Glück neu durchstarten.

Auch euch wünschen wir auch noch einen guten Neustart nach den Feiertagen - wir melden uns dann nach dem 16. Januar wieder.

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