Freitag, 3. Juni 2011

Das wichtigste Ereignis im Leben der InderInnen


Heiraten
Leute, die in Indien nicht bis dreißig unter der Haube sind, werden meist etwas schräg angeschaut. Das ist nicht normal. Daher sind die meisten Veranstaltungshäuser für große Ereignisse wie dieses auch bis zu zwei Jahre im Vorraus ausgebucht. Das hab ich mir auf der Hochzeit von Alisha, einer guten Freundin aus Pune, sagen lassen.
Zu dieser Festivität war ich vor Kurzem eingeladen und durfte eine echte Love-Marriage miterleben. Sehr viel weniger verkrampft als die, die ich mit Jana in Jarkhand besucht habe.
Nur ein paar wenige Zeremonien, dafür aber viel zu Essen und ein strahlendes Paar. So, wie sich das gehört. Das einzig verrückte: das Ganze begann 7 Uhr morgens, wenn alle Inder normalerweise noch gemütlich in ihren Kojen liegen. Und das alles wegen des "Glücklichen Zeitpunktes", der von einer hinduistischen Priesterin astronomisch berechnet und auf 9:15 Uhr festgelegt wurde. Na ja, was man nicht alles für gute Freunde tut.

Zuerst lässt man sich mal auf einer der Vorzeremonien blicken und wenn man möchte bekommt man mit Hennapaste ein hübsches Mendhi auf Hand und Arm gemalt.
Bei der Braut dauert das ungefähr einen kompletten Tag mit Komplettverziehrung von Armen und Beinen.
Dann gibt es am Festtag eine Fotosession mit mehreren Fotografen und Kamerateam.
Anschliessend zwei bis drei Stunden aufwendige Zeremonien, bei der die ganze Hochzeitsgesellschaft ein wenig eingeräuchert wird.
Und zum Abschluss mindestens eine Stunde lange Fotos mit allen Gästen und in den verschiedensten Familienkonstellationen. Auf hiesigem Bild die deutschen Freunde des Paares: die ehemaligen Gasteltern vom Bräutigam (drei Monate Sommer-Uni in Düsseldorf) und ich :-)

Im Großen und Ganzen eine schöne Veranstaltung, bei der ich erleben durfte, wie unterschiedlich Hochzeiten in Indien sein können.

Was die Zukunft bringt:


Derzeit verändert sich doch so einiges in Pune. Seit geraumer Zeit gibt es unheimlich leckere, immer größer und billiger werdende Mangos zu kaufen. Leider hat diese Veränderung nicht nur Gutes an sich, weil die Mango-Saison gleichzeitig auch die Regenzeit ankündigt und die kommt dieser Tage ziemlich heftig daher. Während es in der vergangenen Woche lediglich kurze, wenig spektakuläre Regenschauer gab, ist seit gestern der Teufel los. Irgendwann am Nachmittag fängt es an mit allem was dazu gehört: Blitz, Donner, Wind und lange Bindfäden, die vom Himmel fallen.
Ob es heut noch aufhört, wage ich zu bezweifeln. Das einzig Gute: die Temperaturen fallen auf angehme 25 °C. Das wirklich schlechte: Der Strom wird sehr viel häufiger ausfallen und gestern hatte ich zum ersten Mal für 24 h kein Wasser.

Und das in einer Stadt, die als eine der modernsten und am weitesten entwickelten Städte in ganz Indien gilt und immer weiter wächst und wächst. Im Reiseführer von 1989 ist Pune mit einer Bevölkerungszahl von 900 000 Einwohnern verzeichnet. Heute kann man locker von 4,5 bis 5 Mio. Menschen ausgehen. In den Aussenbezirken wird kräftig aufs freie Feld gebaut, neue Straßen entstehen und in den beliebten Wohngegenden stopft man auch noch die letzte Baulücke zu. Leider nicht immer erfolgreich. Es gibt unzählige Baustellen, auf denen die Wanderarbeiter aus ganz Indien für wenig Bezahlung und mit teilweise sehr primitivem Gerät schuften. Auch die Zahl der Bauruinen ist hoch. Viele Häuser und vor allem die Shopping Malls in den Aussenbezirken werden viel zu überdimensioniert geplant, die Ladenmieten sind zu hoch und somit sind sie größtenteils völlig verwaist. Was in der Zukunft mit all diesen Häuserruinen und dem, was derzeit auf die grüne Wiese gesetzt wird, passiert, lässt sich aus heutiger Sicht nur schwer vermuten. Da es hier wohl auch keine znetrale Stadtplanung gibt, werden die neu entstehenden Stadtteile in ihrer Straßenführung wohl irgenwann genauso chaotisch aussehen, wie der Rest Punes. Hoffentlich wird wenigstens die Wasser- und Stromversorgung nicht schlechter.