Freitag, 8. Juli 2011

Im Hohen Norden in Sikkim und Darjeeling - Ein kleiner Rückblick


Die Zeit rennt. Nein, sie sprintet! Es sind schon wieder fast fünf Wochen vergangen seit ich aus meinem letzten längeren Urlaub zurückgekommen bin und es sind nicht einmal mehr fünf Wochen bis ich zum (vorerst) letzten Mal in ein Flugzeug am Pune Airport steigen werden. 

Mit den Gedanken bin ich mittlerweile schon eher auf der Heimreise, als noch im Himalaya. Das liegt aber absolut nicht daran, dass die zwei Wochen im Norden Indiens nicht ausreichend beeindruckend waren. Ganz im Gegenteil! Dieser letzte Urlaub war für mich definitiv nicht nur höhenmetertechnisch ein kleiner Höhepunkt meines Indienjahres.
Schon die An- und Abreise hat die vorherigen Urlaube weit in den Schatten gestellt. Mit einer kleinen Auflistung der in den entsprechenden Verkehrsmitteln verbrachten Reisezeit versuche ich euch das Ausmaß unseres Reisemarathons möglichst authentisch zu vermitteln… J

30 min – Roller: Von meiner Wohnung zu Jana und Franzi (meine zwei Mitreisenden)
15 min – Rikscha: Zum Flughafen
5 h – Flugzeug: Von Pune nach Kolkata
1h – Taxi: Vom Flughafen zum Busbahnhof
17 h – Non A.C. Bus (extrem, extrem, extrem ekelhaft schmutziger Bus): Von Kolkata nach Siliguri
6 h – Jeepgeholper: Von Siliguri nach Yuksom

Man  kann sich unschwer vorstellen, dass diese Fahrt war wirklich kein Zuckerschlecken war, ganz besonders nicht für Menschen mit schwachen Blasen ;-) Aber die Strapazen haben sich wirklich mehr als gelohnt!

Sikkim liegt ganz im Norden Indiens an der Grenze zu Nepal und Tibet. Die Schweiz-verrückten Inder nennen Sikkim auch „Switzerland of India“. Ich kann euch sagen das ist wirklich ein riesiges Kompliment an die Schweiz! Sikkim ist wunder-, wunderschön:
Hügel, Berge und Gebirge so weit das Auge reicht, schmale, holprige Straßen verbinden kleine Dörfer mit bunten Holzhäuschen, bunte buddhistische Gompas, glatzköpfige Mönche in orangefarbenen Roben und natürlich viele, viele tibetische Gebetsflaggen. Diese ländliche Idylle ist wirklich absolutes Kontrastprogramm zum schmutzigen Pune.
Von Yuksom aus sind wir mit einem Führer, Koch, diversen Handlangern und Packpferden dann für fünf Tagen durch das Himalayagebirge gewandert. Ich habe in meinem Leben glaube ich noch nie etwas so Beeindruckendes gesehen wie die schneebedeckten Gipfeln der 8000er Gebirgskette!
Auf dem Rückweg nach Kolkata haben wir dann noch einen Abstecher in die Teehauptstadt Darjeeling gemacht. Dort haben wir kräftig Andenken eingekauft, Klöster besichtigt und sind mit der Schmalspureisenbahn gefahren.
Aber  weil Bilder einfach mehr sagen – hier ein paar Eindrücke aus 14 wunderbaren, eindrucksvollen Tagen im hohen Norden:





Dienstag, 5. Juli 2011

PRAYATNA nach der Sommerpause

In unserer Einsatzstelle hat sich während der Sommerpause so Einiges getan. Nicht nur die vielen neuen Lehrer und Helferinnen überforderten uns in den ersten Tagen ein wenig. Auch die Klassenverbände wurden verändert und das ganze Haus + Nebengebäude umgestaltet. Das heißt, es gibt jetzt 4 bis fünf neue Lehrerinnen, ca. 10 neue Schüler und viel mehr Platz.
Leider gibt es auch ein wenig Schwund. Farrah, eine der jüngsten und am besten ausgebildeten Lehrerinnen hat uns letzte Woche aufgrund von Hochzeitsplänen und familiären Krankenpflegeverpflichtungen verlassen und der kleine Kumar, ein ziemlich schlauer 6-jähriger Down-Syndrom-Junge wurde von seiner Mutter in ein Heim gegeben und wird wohl auch nicht wieder in die Schule zurückkommen. Dafür sind unter den neuen Schülern so einige Härtefälle, die nicht so recht unter Kontrolle zu bringen sind. Einige Lehrer und auch die Chefinnen sind da ziemlich traditionell und schlagen schnell zu, gerne auch mit allem, was gerade so rumfliegt. Es macht nicht besonders viel Spaß bei solchen "Prügelaktionen" daneben zu stehen und zuzusehen, vor allem, wenn man weiß, dass man damit gerade bei autistischen und extrem hyperaktiven Kindern gar nichts erreicht. Leider wissen wir auch nicht in wie weit wir das ganze tolerieren sollen, oder ob man sich als Freiwillige einmischen darf. Im Großen und Ganzen macht der Unterricht aber einen guten Eindruck und man merkt, dass man sich sehr bemüht sinnvolle Unterrichtseinheiten zu gestalten und ein Schulkonzept zu entwickeln.
Das Büro der Chefinnen befindet sich direkt neben der Küche, damit die drei Grazien den beiden Mauschis (Sunita und Shenaz) immer schön in die Töpfe gucken können. Hier wird auch gerne mal ein wenig gestritten, gemeckert und getratscht, weil ja jeder alles sowieso besser weiß als alle anderen.
Bastelstunde mit Nandini. Das ganze Jahr über werden in den Klassen aus alten Zeitungen und Zeitschriften PaperBags hergestellt, die dann im Einzelhandel zur Verwendung kommen. Das ist in Indien sehr im Kommen und gehört in sämtlichen Behinderteneinrichtungen zur Standardbeschäftigung.

Semran ist neu in der Schule und in der Special Care Unit. Hier wird sie mit drei weiteren schwerbehinderten Schülern vor allem mit sensorischen Reizen beschäftigt, was mal mehrund mal weniger gut gelingt und recht anstrengend ist.

Die Kinder in der Transition Class lernen Lesen, Schreiben und Rechnen und seit Neustem dürfen sie auch hin und wieder an den zwei Schul-Computern Spiele spielen und Wörter und Sätze abtippen.

In den zwei Vocational-Gruppen wird vormittags erstmal eine Stunde lang Gemüse gewaschen, geschält und geschnippelt, bevor die Köchin Shenaz alles in sehr leckeres indisches Essen verwandelt.

Die kleinsten Schüler sind in der Reception Group und haben im neuen Haus endlich einen recht großen und kindgerecht eingerichteten Raum, in dem sie spielen und eine Art Vorschulunterricht erhalten.

Montag, 4. Juli 2011

Die IASN - Was und wie war das jetzt eigentlich?!


Der ein oder andere wird sich vielleicht aus einem älteren Blogeintrag noch an diesen Namen oder die “internationale” Konferenz erinnern. 

Seit Monaten hatten wir das Internet nach Ärzten, Spezialisten, Forschern, Hilfsorganisationen und Therapeuten durchforstet um sie zu dieser Konferenz einzuladen. Eine Aufgabe, die manchmal eine kleinen detektivische Herausforderung darstellte, da die Kontaktadressen dieser Personen gar nicht so leicht ausfindig zu machen waren.
Wir wussten während dieser Phase der Vorbereitung selbst nicht zu was genau wir da eigentlich Einladungen verschickten und wie sich Dr. Oswal und Prasad die Konferenz genau vorstellten.  Wir tappten im Dunklen und hofften darauf, dass uns Prasad noch früh genug in seine Visionen einweihen würde. Immerhin hatte es einmal geheißen „Ihr könntet eine internationale Konferenz organisieren" und ohne weitere Informationen fiel es ein wenig schwer bei der Planung mitzuwirken.
Die Konferenz rückte immer näher, es flatterten ausschließlich Absagen in unser Postfach und unser Ansprechpartner Prasad war in der Schweiz unerreichbar.

War das wochenlange E-Mailadressen sammeln und E-Mails verschicken nur eine leere Freiwilligenbeschäftigungsmaßnahme gewesen? 

In der Woche vor der Konferenz musste ich Prasad mehrmals anrufen um zu erfahren, dass alles geplant sei und ich bei der Vorbereitung nichts mehr helfen müsse - nur kommen solle ich (Caro, die Glückliche, war zu der Zeit mit ihrem Vater in Nepal unterwegs).
Außer der Information, dass Dr. Oswal, ein Gastsprecher aus den USA und „some indian doctors“ sprechen würden wusste ich also nicht so Recht was mich an diesem Samstagmorgen erwarten würde...

Nun ja, der Gastsprecher aus den USA entpuppte sich als ein Patientenvater, der regelmäßig nach Indien reist, da seine Tochter mit G-Therapy behandelt wird. Er selbst ist Ergotherapeut und stellte in seinem „Vortrag“ die Behandlungsmethode einer anderen Ärztin vor. Die „some indian doctors“ war EIN Neurologe aus Pune, der über die Entwicklungsmeilensteine von Kindern sprach. Zum Abschluss stellte Dr. Oswal dann noch seine homöopathische G-Therapy und deren Erfolge vor. Zur Krönung führte er dann seine großen Erfolge vor: 
Zuerst präsentierte er ein„Vorher-Video“ auf Leinwand um danach die Kinder in den Saal marschieren zu lassen, damit sich die Gäste höchstpersönlich von den Behandlungserfolgen überzeugen konnten. Ein roter Faden war in diesem Programm nicht wirklich zu erkennen und nach einem, im Wartezimmer servierten, Lunch war der Spuk vorbei. 
Zum Glück! Ich habe mich während der ganzen Veranstaltung sehr unwohl um fehl am Platz gefühlt.
Immerhin war der Vortragsraum gut gefüllt. Das Publikum war eine bunte Mischung aus bekannten Ärzten, Therapeuten und Patientenfamilien. 
Das wochenlange Sammeln von Adressen und Verschicken von E-Mails hätten wir uns wirklich sparen können! Prasad meinte nur, dass man jetzt auch auf internationaler Ebene schon mal vom Center und der Konferenz gehört hätte, das spreche sich nun herum und beim nächsten Mal kämen dann schon einige internationale Gäste.
Ich hege da ja so meine Zweifel und war einfach froh, dass ich mit dem Wissen nach Hause gehen durfte, dass die Sommerferien in der Prayatnaschule endlich vorbei waren. 

Unseren letzten Arbeitsmonat werden wir jeden Tag in der Schule sein und nur an zwei Nachmittagen ins Center gehen um unsere letzten beiden Aufgaben zu Ende zu bringen: Ein Wandbild für den Warteraum und eine Informationsbroschüre für Patienten aus dem Ausland. So werden immerhin zwei Dinge unserer „Arbeit“ bleiben.