Dienstag, 22. März 2011

It's burning!

Guten Morgen liebe Sorgen!

Na auch schon eingeloggt? Dann gibt's jetzt einen exklusiven Tages- und Kliniks-Zwischenbericht:

1. Morgens ganz unschuldig und unwissend aufgestanden, gefrühstückt, Brote geschmiert und ab die Post zur Arbeit...

2. Die Sekretärin war heut zur Abwechslung mal pünktlich, also keine Wartezeiten auf Schlüssel und co.

3. Niemand weit und breit zu sehen, ausser unser geschätzter Kollege Kapil: unsere heißeste und derzeit überaus überschäumende Informationsquelle!

4. Kurzer Plausch mit der Informationsquelle:

Ich hatte mir gestern mal erlaubt nach einer Bohrmaschine zu fragen, um in unserem Schlafzimmer ein Loch fürs Moskitonetz in die Wand zu bekommen. Kapil berichtete uns dann heut morgen, dass er den Chef gefragt habe und der ihm erzählte, die Bohrmaschine wäre nicht da und wir könnten sie nicht haben. Kapil hatte sie aber selber oben im Privatbereicht von Dr. Oswal plaziert und konnte sich noch gut daran erinnern. Der Chef hatte ihm außerdem aufgetragen, uns mizuteilen, dass es keine Bohrmaschine gäbe. Warum das? - fragt man sich nun. Keine Ahnung! Wir hätten sie auch nicht kaputt gemacht, sondern uns professionelle Hilfe vom Hausmeister geholt. Na ja, Kapil wird das Ding wohl jetzt illegal aus der Klinik schmuggeln ... hat er mir am Ende noch versprochen!

5. In der Klinik brennt's!
Das Gespräch war natürlich noch etwas länger. Man hat ja am Vormittag nicht viel zu tun, wenn es so ruhig und menschenleer im Center ist.
Kapil kriegt da unten eine Menge mit und dass hier so Einiges nicht stimmt, haben wir ja bereits mitgekriegt, aber was heut noch an Informationen hinzukam, war für meinen von der Hitze schon ziemlich geschädigten Kopf leicht überfordernd. Die Familie Oswal scheint sich im Großen und Ganzen untereinander nicht wirklich grün zu sein und Dr. Oswal ist wohl einer der schwerwiegensten Gründe dafür. Was er da genau macht, weiß sowieso keiner. Seine Tochter Pooja hat laut Kapil selbst nicht wirklich viel Ahnung von der G Therapy und fragt bei jedem Patienten erstmal ihren Vater, bevor sie ihn behandelt. Der Schwiegersohn ist sowieso nur hier, weil er der Schwiegersohn ist, gibt generell keine G Therapy, wenn Patienten zu ihm kommen und verbringt den größten Teil des Tages wenn möglich in seiner eigenen schicken Klinik, die auch etwas zentraler in unserem Stadtteil gelegen ist. Vater und Sohn Oswal verstehen sich angeblich gar nicht gut, weshalb Prasad auch sein Büro im Center schon seit einigen Jahren nicht mehr wirklich nutzt und überhaupt kriegen alle Patienten die gleiche Medizin und nur ein Zehntel der Ingridenzien in den Schränken der Medizinkammer wir überhaupt genutzt.
5. Noch Fragen? - Ja, ich auch nicht. Mir reicht das erstmal für heute. Aber schön war er doch, unser morgendlicher Plausch. Gerne wieder! Vielen Dank, Kapil :-)


Montag, 21. März 2011

Im Rausch der Farben ?

Seit einer Woche tönt es von überall „we will play Holi this weekend“. Es steht mal wieder eines der vielen hinduistischen Feste vor der Tür.
Aber was ist Holi eigentlich?
Jedes Jahr wird im Hindu-Monat Phalugna (Feb./März) zu Vollmond Holi gefeiert. Mit dem Farbenfest soll der Winter endgültig abgestreift werden und mal wieder der Sieg des Guten über das Böse gefeiert werden. Die zweite Beschreibung scheint eine universale Begründung für jedes Fest zu sein. Wenn man sich genauere Informationen erhofft muss man schon eher Google zur Rate ziehen.

Zu Holi begrüßen sich die Menschen mit pinker und roter Farbe, die sie sich auf Kopf und ins Gesicht stäuben. Die wildere Variante ist das Auflösen des Farbpuders in Wasser… Wasserspritzpistolen sind seit Anfang der Woche im Handel und der Reiseführer rät: Alte Klamotten tragen und den Kopf rechtzeitig einziehen.

So viel zur Theorie. Man muss wohl kaum erwähnen, dass wir ganz schön gespannt waren, was uns am Sonntag so erwarten würde.
Den Holi-Sonntag haben wir bei Ashish verbracht. Die Einwohner der Society haben dort im Hof ein kleines Holi Fest organisiert. Bei netter Garagen-Feten-Athmosphäre wurde man dann von jeder einzelnen Person im Gesicht mit Farbpulver eingerieben und bekam ein freunliches "HappyHoli" entgegengeschmettert.
Wer eine Wasserspritzpistole dabei hatte, konnte sich dann damit austoben und dem ein oder anderen dazu verhelfen, dass die Farbe noch besser von der Haut aufgenommen wurde.


Die Leute aus der Society, die zum größten Teil auch schon etwas betagter waren, beließen es allerdings bei der Trockenfarbe und zelebrierten das Fest lieber mit einigen indischen Snacks, einem anschließenden Lunch und einem netten Plausch mit den Nachbarn und Verwandten.
Wie zu Hause bei Mama: gemütliche Sonntagsrunde, nettes Zusammensitzen und den Tag dahinschweben lassen - mit nur einem kleinen Unterschied - Farben über Farben auf Gesicht und Klamotten!





Montag, 14. März 2011

Indien. Indien? Indien! Indien, Indien - Indien; Indien?! Indien...

Total indisch hier! Das ist Indien und so ist indisch. Zu dieser Aussage hat jeder Mensch sein ganz persönliches Bild, seine ganz persönliche Vorstellung.
Ein Bild, das durch Erfahrungen, Erzählungen, Filme, Erlebnisse, Fotos, Bücher, Geschichten, Ausbildung, Bildung und Erziehung, Religion, Herkunftsland, kultureller Hintergrund und vieles mehr geprägt wird.

Indien&Indisch - zwei Worte, die das unmögliche möglich scheinen lassen: Ein Land in Worte zu fassen. Man kann die einzelnen Facetten eines Landes sehen, während ein Land - genau so wie ein Mensch - unbegreifbar und ungreifbar bleibt.

Letzte Woche hat mich ein Mädchen gefragt, warum "wir" - die Ausländer - immer das dörfliche, das "schlechte" Indien fotografieren. Nun ja, Ochsenkarren, Obsthändler, Märkte, offene Kloaken, Kabelchaos, alte Häuser, Müllberge, marode Leitungen.... - sind für uns viel spannender und interessanter als große Malls, wie wir sie von zu Hause kennen.

Trotzdem sollten wir euch, liebe Blogverfolger, diese Indienfacette nicht vorenthalten. Also ganz offiziell: Auch das ist Indien!




Dienstag, 8. März 2011

Ich hab auch für den Abspann bezahlt - Kinogenuss in Indien

Zur Zeit kann sich die Programmlandschaft der Multiplexe in Pune wirklich sehen lassen - die Oscars lassen auch Bollywood nicht kalt.

Mit "Black Swan" schwappte der erste wirklich sehenswerte, englischssprachige Film in die indischen Kinos. Deswegen musste Caros Rückkehr am Samstagabend erst einmal mit einem Kinobesuch gefeiert werden.

Ein Kinobesuch ist eine feine Sache. Hier ein paar Dinge auf die man in den indischen Kinos achten sollte:

- Starke Nerven: es müssen ersteinmal zwei aufeinanderfolgende, völlig uneffiziente Sicherheitskontrollen überwunden werden

 - Bitte konsumieren - und wer zu faul oder unentschieden ist kann dies auch gerne im Kinosaal tun. Hier wird man auch während dem Film versorgt. Keine Sorge, schwache Blasen können in der obligatorischen Pause geleert werden.

- Einmal Strammstehen für die Nationalhyme die vor dem Hauptfilm gespielt wird

- Handyklingeln kommt hier nicht zur Warnung vom Band, sondern wird auch während dem Film gerne toleriert

- Wer zuerst hochspringt hat gewonnen, nach dem Film bitte sofort den Sitz verlassen und den Saal für die Putzteufel räumen.

- Der Cateringservice der Produktionsfirma bleibt unbekannt, weil der Abspann leider vorzeitig ausgeschalten und durch Hindi-Gedudel ersetzt wird.

Achja und "Black Swan" lohnt sich übrigens wirklich. Den Oscar hat sich Natalie Portman absolut verdient.


In diesem Sinne, auf in die Kinosääle aller Welt

Dienstag, 1. März 2011

Bilder sagen mehr...

Leider ging meine Kamera kaputt und meine Fotoaktivität war so sehr eingeschränkt, zum Glück gibt es Mitreisende und ich bin sicher, dass auch Caro nochmal ordentlich nachlegen wird ;-)







Mumbai - Delhi - Bikaner - Jodhpur - Udaipur - Jaipur - Agra - Delhi

Rote Robe, weiße Robe, HIV-Test - der Weg zu Osho?

... einmal bitte ganz genau hinschauen, Marion könnt ihr in diesem "Hotel Very Welcome" Trailer in genau so einer roten Robe bewundern.
Ja, und ihr könnt sogar genau den Ort sehen, den ich am Sonntag besucht habe - den Osho-Ashram in Pune.


... aber halt, Ashram sagt man garnicht mehr. Was früher mal Ashram hieß ist heute das Osho Meditation Resort.

Keine Angst, ich bin nicht unter die Esoteriker gegangen, die Neugier war es, die mich und Meike dazu bewegt hat uns für einen Tag unter die "Oshos" (wie wir sie hier liebevoll nennen) zu mischen.
Die grundlegende Idee der Osho-Lehre ist es, das Leben als Ganzes anzunehmen und all seine Seiten zu lieben und täglich zu feiern. So gehört nach Osho sowohl Askese, Innehalten und Mediation, wie auch Lust, Genuss und Feiern zum Leben dazu.
Pune ist für diesen Ashram berühmt und berüchtigt. In dern 70er Jahren ging Osho als der "Sex-Guru" durch die Medien, wie der ein oder andere Leser wohl schoneinmal gehört haben muss.
Sechs Monate habe ich die "Oshos" in ihren Roben durch Pune, bzw. den Koregaon Park, wandeln sehen. Sechs Monate habe ich wildeste Gerüchte gehört und mich gefragt, was "da drinnen" wohl so abgeht.
Die Neugier hat den Geiz (der Eintritt ist horrend) besiegt und wer ein Jahr in Pune ist, sollte doch den Osho-Ashram mal von innen gesehen haben, oder?

Mit den am Straßenstand günstig erworbenen Roben in der Tasche (in voller Montur einmal queer durch Pune, das wäre mir doch etwas peinlich gewesen...) ging es am Sonntag morgen dann auf zum Osho. Superfreundlich und offen half uns eine deutsche Mitarbeiterin bei der Registrierung. Nach einem Schnell-Aids-test bei einem Arzt, der von seinem Job sichtlich unterfordert und angenervt war, ging es los mit dem "Welcome-Morning".

Tanzenderweise, zum Lied "Love Generation", sollten wir uns in der Gruppe bekanntmachen. Das war schon etwas schräg, aber muss ein ziemlich lustiges Bild gewesen sein.
Danach wurden uns die Regeln im Osho erklärt... Hygieneregeln beim Essen, Öffnungszeiten, und natürlich, dass "hugging" nicht verpflichtend ist. Alles klar soweit.
Danach wurden die beiden wichtigsten Osho-Meditationstechniken und das Osho-Abendtreffen (das Highlight jeden Tages) erklärt und in Kurzform geprobt.

1. Die Osho Dynamic Meditation, die folgende Stufen beinhaltet:

- 10 Minuten "chaotisches" Atmen, was bedeutet wild herumhampelnd, unregelmäßig und mit dem ganzen Körper durch die Nase auszuatmen

- 10 Minuten "Explosion": Während dieser Stufe soll man alles herauslassen und sich erlauben "totally mad" zu sein, was in der Praxis Schreien, Lachen, Kreischen, Weinen, Toben, Zappeln etc. bedeutet.

- 15 Minuten mit hochgestreckten Armen Hüpfen und dazu "hu" rufen

- 15 Minuten in der Position, in der man sich gerade befindet einfrieren

- 15 Minuten "feiern" - tanzend die eigene Dankbarkeit für "alles" ausdrücken.

Zum Glück hat unser Probelauf keine Stunde gedauert, das hätten wir wohl kaum durchgehalten, weil wir nach der 15 - Minuten Version schon ganz schön geschafft und auch ein kleines bisschen entspannt waren.


2. Die Osho-Kundalini Meditation gliedert sich in vier Stufen

-  15 Minuten "Schütteln", dabei soll man die Energie von den Füßen zum Kopf strömen spüren und den Körper zittern lassen

- 15 Minuten Tanzen wie einem zu Mute ist

- 15 Minuten Innehalten (stehend oder sitzend) und beobachten was in und um einen passiert

- 15 Minuten still liegen und entspannen

An dieser Meditation haben wir sogar im Original, in der großen Osho-Pyramide, teilgenommen. Ein bisschen verrückt kam ich mir schon vor zwischen all den Menschen in ihren roten Roben, aber so schlimm war es dann doch nicht - schließlich sah jeder gleich verrückt aus.
Die Meditation selbst fand ich gar nicht so schlecht, auch wenn mir beim "Nichtsdenken" immer die absurdesten Dinge durch den Kopf gehen, hab ich mich hinterher echt entspannt gefühlt.

Naja, die ganze Osho-Anlage ist auch wirklich ein sehr entspannender Ort. Die Anlagen sind wie eine kleine Oase im Dschungel und alles ist ruhig und sauber. Die Füße im Pool baumelnd (Baden durften wir nicht, weil wir keinen roten Bikini hatten :P) konnten wir richtig "Urlaub von Indien" machen, das war wirklich traumhaft. "Urlaub von Indien" ist in dem Fall wirklich ganz treffend, weil die Mehrzahl der "Oshos" nicht aus Indien waren.

Das angebliche Highlight des Tages war dann das Abendtreffen, zu dem wir uns in unsere weißen Roben schmissen. Es war ein fast surreales Bild wie all die Menschen in weißen Roben zur Pyramide strömten - was einheitliche Kleidung so alles bewirken kann ist doch immer wieder erstaunlich und auch ein bisschen erschreckend.
Der erste Teil des Abendtreffens war wieder 15 Minuten tanzend Feiern. Dazu spielte eine wirklich gute Lifeband und geschätzte 150 weiße Männchen hüpften durch die Pyramide. Ich war teilweise ein bisschen an die Radolfzeller Fasnacht und den Hemdglonker erinnert :-)
Danach folgte "Zuhören als Meditation", zuerst der Band, die mit Unterbrechungen spielte und dann eine halbe Stunde Oshos Ausführungen auf Video. Diesen Teil fand ich extrem unmeditativ und anstrengend, weil man ihn wirklich kaum verstehen konnte. Den letzten Teil des Abendtreffens konnte ich leider nicht mehr mitverfolgen, weil ich zum Husten den Raum verlassen musste....

Teuer, interessant und teilweise auch wirklich entspannend war dieser Tag im Osho. Ich bin froh, die berüchtigte Einrichtung mal von Innen gesehen zu haben... so abgedreht wie erwartet war es dann nämlich doch nicht.