Mittwoch, 27. Oktober 2010

Liebeserklärung


"Si tu vois des poubelles et pas d'ordures, c'est riche. Si tu vois des ordures à côté des poubelles c'est ni riche ni pauvre: C'est touristique. Si tu vois les ordures sans les poubelles, c'est pauvre. Et si les gens habitent dans les ordures, c'est très pauvre."
- M. Ibrahim et les fleurs du Coran -

... an ein Buch welches bezaubernder nicht sein könnte und welches so voller Leben steckt. Ich musste so manches Mal an diese Zeilen denken, wenn ich mal wieder vergeblich nach einem Mülleimer Ausschau gehalten habe, oder an Hüttensiedlungen neben Müllbergen vorbeiging.


... an ein Land, welches so voller Leben, Farben, Klänge und Gerüche steckt.


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Montag, 25. Oktober 2010

Indish


Englisch ist nicht gleich Englisch, das lernt man ja schon in der fünften Klasse... da lernt man, dass British English nicht gleich American English ist - genau.

Ganz so einfach ist es leider nicht, was im indischen Alltag so manches Verständigungsproblem mit sich bringen kann:

So kann man hier zum Beispiel badsheets und kachamber salad kaufen und wir haben den Nachmittag einer Mitarbeiterin der indischen Sprachschule erheitern können. Als sie in unserem Formular gelesen hat, dass wir "by accident", also zufällig, von ihrer Schule erfuhren brach sie in schallendes Gelächter aus und wollte uns durch Gesten mitteilen, dass accident Unfall heißt....

etwas verunsichert waren wir da schon, aber zum Glück konnte Leo (http://dict.leo.org/ende?lp=ende&lang=de&searchLoc=0&cmpType=relaxed&sectHdr=on&spellToler=&search=by+accident) unser gestörtes Englischvertrauen schnellstens wieder herstellen und witzig war's in jedem Fall.
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"To-Do" is done - es ist vollbracht

Internetstick besorgen
beim Big Bazar und Relience Market Möbel und Zeugs kaufen
Trinkwasserproblem lösen
Stühle in der Klinik besorgen
zur Hindischule gehen
Lebensmittel einkaufen
Kochen am eigenen Herd

So ungefähr sah unsere To-do-Liste am Samstag aus und wir hatten uns da viel vorgenommen, das war von Beginn an klar, aber wir waren sehr zuversichtlich und geradezu übermotiviert! Daher steuerten wir kurz nach Verlassen der Wohnung den nächsten Internetshop an und bekamen prompt, was wir wollten. Natürlich dauert das in Indien schon ein bisschen länger, ehe man dann tatsächlich so einen Stick hat, weil der noch aus einem anderen Laden in einem anderen Stadtteil gebracht werden muss und nicht jedes Mitglied des Personals tatsäschlich weiß, wie das Prozedere zur Registrierung funktioniert. Nach dem Kauf des Sticks versicherte man uns, dass er spätestens am Montag funktinieren würde, aber auch die Möglichkeit besteht, dass noch heute eine Verbindung hergestellt werden kann, was Hoffnung in uns aufkeimen ließ. An der Hindi-Schule mahlten die Mühlen auch etwas langsamer. Wir wurden erstmal wieder weggeschickt und auf vier Uhr bestellt. Also hatten wir Zeit für eine angenehme Kaffeepause im CoffeeJar und eine Kugel Eis. Vier Uhr ging dann alles sehr schnell. Wir sind also ab dieser Woche fleißige Hindilernerinnen. Zweimal die Woche wird gepaukt!
Als nächstes kamen unsere Stühle an die Reihe. Wir haben unserer Wohnung nämlich ein Sofa und zwei Sessel, aber keine anderen Stühle. Also besorgten wir uns 2 aus der Klinik, da gibt es nämlich massig davon. Die wurden uns dann nach kurzer Absprache direkt vor die Tür geliefert, genauso wie die 25 Litter Trinkwasser vom Lebensmittelshop gegenüber. Indien = Service!
Dann rief am Abend der Internetmensch an und meinte, das Internet könne jetzt aktiviert werden. Nach einigem Warten kam er vorbei und nach nicht einmal einer dreiviertel Stunde hatten wir unser eigenes Internet!
Während dieser historischen Stunde rief uns außerdem Tanmayo an und meinte, sie hätte mit unserer alten Vermieterin gesprochen und wir könnten uns am nächsten Tag unsere Kaution abholen! Was für ein Glückstag.
Nach alldem war es zwar schon ziehmlich spät, aber wir ließen es uns nicht nehmen nochmal zum Möbel-shoppen zu fahren. Viel fanden wir zwar nicht, aber die wichtigsten Sachen, um ein halbwegs komfortables Leben zu führen, besitzen wir jetzt. Ihr dürft uns besuchen kommen!
Und nach dem Spaß kommt das Vergnügen. Also kochten wir zu guter Letzt, allerdings erst 11 Uhr, unser erstes eigenes Essen in Indien. Was für ein Erlebnis! Der erste Tag an dem alles geklappt hat. Der wird ganz dick im Kalender markiert.


Sonntag, 24. Oktober 2010

Sonntagsgruß


Liebe Leser,
heute nutze ich auf diesem Weg mal die Möglichkeit, um meine ganze Familie zu grüßen, die heute ein ganz besonderes Ereignis feiern. Nämlich die Taufe des jüngsten Familienmitglieds. Und weil ich daran nicht direkt teilhaben kann, da einige tausende Kilometer zwischen uns liegen, grüße ich alle die heute dabei sind. Ich bin mit meinen Gedanken bei euch und freue mich auf die Bilder von der Feier. Ich wäre soo gern dabei, aber ich genieße ebenso die Zeit hier, die so schnell verinnt und mich mit enorm vielen neuen Eindrücken überflutet.
Gestern haben wir zum ersten mal seit wir in Indien sind gekocht und es fühlt sich in der neuen Wohnung schon ein bisschen wie zu Hause an. Heut gehts auf in die Laxmi-Road zum Weihnachtsgeschenke kaufen, bei angenehmen 25 Grad und Sonnenschein. Schließlich braucht die Post ein bisschen und ein Expresspacket kostet mit 10 Kilo Inhalt ca. 120 Euro. Ist dann aber auch nach 2 bis 3 Tagen da! Das ist dann aber eher was für Großgeldverdiener.
Grüße nach Deutschland und nach Sachsen
aus dem Land mit dem schönsten Abendlicht

Freitag, 22. Oktober 2010

Datenschützer aufgepasst

...die Worte Datenschutz, privacy, data privacy, data protection oder auch information privacy scheinen in Indien unbekannt oder aber unbedeutend zu sein.
Welch ein Glück, woher sollten wir auch sonst wissen, dass wir uns heute am besten Gurke und morgen Papaya ins Gesicht reiben sollen, wenn Beauty Tip Mobile uns nicht informieren würde?!
Dann erhält man von dubiosen Nummern solch erfreuliche Nachrichten wie:
"Thank you for continuing with Hello Tunes. You will be charges RS30 as monthly rent" und weiß, heute ist mal wieder ein Tag, den netten Airtelmitarbeiter zu besuchen um den Handyspeicher vor einer neuen Service-sms-flut zu retten.

Da stellt sich immer wieder die Frage, woher haben diese und andere nette Smsverteiler und Hotlines bloß unsere Nummer, und wer hat uns dort angemeldet....Fragen über Fragen, zu denen kann uns hier wohl niemand was sagen.
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workingwaerts

Was vor lauter Wohnungsgeschichten hier ganz unter ging:
Die Übersetzungsarbeit des sechzigseitigen, hochinteressant und logischen Patentschreibens wird heute Abend offiziell mit einem Essen beim Italiener abgeschlossen.Außerdem haben wir seit ca. 25 Minuten Internet an unserem eigenen Arbeitsplatz und müssen den Schreibtisch nun nicht mehr mit Dr. Shree teilen.
Am Montag schauen wir anscheinend über unseren entworfenen "parents questionnaire" und am Dienstag gehen wir Einrichtungsgegenstände und Spielzeug für den "Wartezeit-Spieleraum" ein...

Ob das jetzt dieser Montag oder ein anderer wird werden wir sehen, aber immerhin, es bewegt sich etwas.
Die Tatsache, dass unsere Betreuerin Corinna beim Abendessen heute dabei sein wird, kann für diese Entwicklung nur förderlich sein :-)



Mit dieser Aussicht, einer langen to-do-liste und Vorfreude darauf irgendwann bald, in naher Zukunft, Besitzer eines Internetsticks zu sein starten wir heute ins Wochenende.

Putzparty, Registrierung, Geldstreit, Residential Permit, Agreement, Polizeistempel, Stromrechnung, Gaszylinder, C-Form - oder einfach Umzug auf Indisch


Unglaublich aber wahr - nach diversen mit Warten verbrachten Minuten (auf den Vermieter versteht sich) zogen wir aus mit Sack und Pack.
Obwohl unsere Habseligkeiten um einige Tüten mit Pfannen, Töpfen, Putzutensilien und Vollkornnudeln erweitert wurden passten diese alle noch problemlos auf unser neues Bett. Was angesichts des Verschmutzungsgrades der Wohnung auch sehr gut war.
Jaa, und nach einem eingehenden Check aller vorhandenen Dinge durften wir unser Agreement unterschreiben -Mrs. Jana Hummel und Mrs. Maroline Mempel als Hauptmieterinnen im indischen Bürokratiechaos, wow.
Total erschlagen durften wir dann die erste Nacht mit wenig Schlaf und vielen, vielen Moskitos in unserer eigenen, schmutzigen flat verbringen.

"Shanti shanti" (Für weitere Informationen bitte HIER klicken) unter diesem Motto schien die Woche unseres Vermieters zu stehen... unsere dagegen leider so garnicht.
Um die neue Gasflasche und den lieben Electricity bill, die wir seit Dienstag haben müssten, bemühen wir uns noch heute. Die versprochene Putzfrau kam leider auch nicht und so konnten wir  nach einer ausgiebigen Jagd durch den indischen Bürokratiedschungel eine kleine Putzparty veranstalten.


Achtung! ... alle leidenschaftlichen Vollblutshausfrauen unter unseren Lesern sollten den folgenden Abschnitt bitte überspringen:
das Putzen einer auf den ersten Blick gar nicht soooo schmutzigen Wohnung stellte sich als ein Kampf gegen jahrzehntealte Schmutzablagerungen, auf Türen, in Regalen, an Geländern, Wänden, hinter den Schränken und an den Fenstern, heraus. Ja, die indischen Fenster haben noch einen extra Satz verdient, diese kann man nämlich (sofern kein Balkon davor ist) ausschließlich von Innen putzen... da ist nichts mit extra-sauber und streifenfrei, aber immerhin kommt jetzt wieder Licht durch.



Nun ja, ich will die Leser jetzt auch nicht weiter mit Putzdetails langweilen... unsere Wohnung ist wirklich ein Glücksgriff, wie im letzten Blogeintrag ja schon eingehend erläutert wurde, auch wenn sie letzte Woche im Moment noch einiges an Extraenergie und -ausgaben in Anspruch nimmt. Wir werden jetzt erst Mal noch den restlichen Registrierungspapieren, dem Gaszylinder, der Stromrechnung und der Kaution in unserer alten Wohnung hinterherjagen, am Samstag diverse Einrichtungsgegenstände besorgen und abklären wann unsere liebe Mitbewohnerin denn nun nachkommt.
Liebe Freunde, man bin ich froh wenn dieser Marathon beendet ist und erst einmal ein bisschen Ruhe einkehrt (soweit das in Indien eben möglich ist).
... ihr dürft euch schonmal auf eine fotografische Wohnungsführung freuen.


Montag, 18. Oktober 2010

Wie Weihnachten, nur besser!



Freunde,

wir ziehen um! Heute. Ziehmlich sicher und hundertprozentig ohne Brooker, aber mit einigen nützlichen Dingen, die wir uns bereits gestern zugelegt haben: Töpfe, Pfannen, Teller, Besteck, Bettlaken...
Natürlich brauchen wir auch noch Einiges, aber das besorgen wir uns dann irgendwann im Laufe der Woche. Hauptsache erstmal drin im privaten Wohnvergnügen. Unsere Mitbewohnerin Ruchi kommt auch erst nächste Woche, so dass wir genügend Zeit haben, uns erstmal allein breit zu machen. Endlich ein Moskitonetz, endlich ein bisschen mehr Ruhe, ein eigener Balkon, PRIVATSPHÄRE!
Und darauf haben wir uns am Freitag schon mal ein Pan gegönnt. Sehr interessante Angelegenheit diese Dinger. Steckt man sich in die Wange und kauf drauf rum. Wir hatten natürlich nur das Sweet-Pan und das schmeckt nur ziehmlich süß und sonst gar nix, ohne irgendwelche berauschende Inhaltsstoffe. Wie ihr seht, sind Geschmack und Aussehen dieser indischen Köstlichkeit nicht weit voneinander entfernt...

Donnerstag, 14. Oktober 2010

ES riecht nach Umzug

... daran haben wir uns im Land der heiligen Kühe sehr schnell gewöhnt, ja - teilweise sogar wirklich Gefallen daran gefunden,
doch als wir heute Morgen, neben Chai, Uppma, Labbertoast und Analogmarmelade ein stechend-süß riechendes Räucherstäbchen auf dem Frühstückstisch vorfanden war das eine eindeutige Überstrapazierung unserer Geruchsnerven.

Es wurde Mal wieder deutlich, dass es höchste Zeit wird das "Mädchenpensionat" zu verlassen und hoffentlich bald in die perfekte 1bhk (bath-hall-kitchen)-flat umzusiedeln... genaueres wird heute Abend festgelegt werden. Wir sind gespannt.
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Dienstag, 12. Oktober 2010

feels like home

da haben wir uns schon die ganze Woche drauf gefreut...
Blasmusi, Erdinger, Sauerkraut, Weißwurst, viele nette betrunkene und hemdtragende Deutsche, Bierzelt, blauweiß-karierte Tischdecken, Dirndl (dummerweise hatten wir unsers zu Hause vergessen) und soooooo viel Spass...
ja genauso wars und wir waren sogar eine knappe Stunde dort bis es uns tatsächlich ein bisschen zu bunt wurde und wir die Mücke machten in den Koregaon Park zu den ABC-Farms. Dort gibts echt leckeres Essen, ist aber auch nicht so viel weniger westlich als das Oktoberfest (übrigens gesponsert von VW), dafür aber ruhiger und nicht so deutsch. Aus welchem Loch die bayrische Feiergesellschaft gekrochen kam, wissen wir allerdings nicht so genau. Bei uns im Viertel wohnen die jedenfalls nicht. Da gibts nur uns, ein Haufen Inder und Iranis. Daher fiel der samstägliche Kulturschock auch ein wenig größer aus als sonst. Zum Glück haben wir uns am Sonntag mit Katrin, die uns besucht und bei uns übernachtet hat, wieder ganz gut erholt.
Und die nächste Feier findet kommende Woche aufgrund der Vollendung unserer Super-Übersetzungsarbeit statt, das verkündete zumindest unser Dr. Oswal gestern freudestrahlend, aber bitte diesmal indisch...

Freitag, 8. Oktober 2010

Bombay-Taxi, Müllstrand und mehr

Bombay-Taxi.... sehr charmant diese Gefährt die sich in den Mumbaier Straßen so tummeln. Ja, einen gewissen englischen Chique hat diese Stadt noch...und das nicht nur durch (ehemals) prächtige Häuser im Kolonialstil, sondern auch durch die zweistöckigen Busse (leider nicht rot und etwas schmaler) die durch die Straßen rollen.

 Taj Mahal Palace&Tower... dieses nette 5 Sterne Hotel "durften" wir am Abend dann auch von innen sehen. Auf dem Platz davor war es "very crowded". Ein Schild mit der Aufschrift:
NEIN, ich will NICHTS kaufen, keinen bunt beklecksten Luftballon, kein Schal, keine Blumentkette, ich will KEINEN roten Punkt auf die Stirn gerieben bekommen, NICHT gesegnet werden, keine Postkarten kaufen, fotografieren kann ich mich auch selbst und ein Foto mit dir brauche ich auch nicht.
VIELEN DANK FÜR IHR VERSTÄNDNIS
... hätte womöglich Abhilfe schaffen können



Kaffee, Müslifrühstück und ein kosmopolites Bagpackerfeeling inklusive... :-)


... da kommt Urlaubsstimmung auf ...


aber hier findet man leider keine Sandstrände, keine Kiesstrände, keine Steilküste, sondern Müllstrände an die dunkelbraune Wellen mit Müllkrone schlagen.







Mal wieder bestätigt sich unser Eindruck: Alle Inder schauen fern - Ja ein Fernseher gehört selbstverständlich zur möbilierten Wohnung dazu, wie auch sonst sollte der omnipräsente Bollywood-My-Name-is-Khan-Star von morgens bis abends angehimmelt werden?!


Auch wenn das Fernsehen für möglichst jeden indischen Bürger zugänglich gemacht werden soll, nicht so die Uferpromenade, die bleibt natürlich den Schönen und Reichen des Rotary Clubs vorbehalten.


Incredible India - Verrückt, immer wieder.

Dienstag, 5. Oktober 2010

What a day?

Wenig geschlafen, viele neue Eindrücke gesammelt...kurz sind wir gestern in die Welt der „Schönen“ und Reichen eingetaucht. Und kurz sind wir auch an den Mumbaier Slums vorbei geschlendert, direkt am Meer. Da gibt‘s keine Sandstrände, auch keine Kiesstrände, sondern schöne bunte Müllstrände! Direkt ans Meer kommt man nur an einigen Stellen und eigentlich will man da auch gar nicht hin, weil‘s stinkt. Dafür sind die vielen Frachtschiffe, die man vom Gateway aus beobachten kann, umso beeindruckender. Weniger beeindruckend sind die Touri-Fänger. Was man da nicht so alles angedreht und hinterher geschmissen bekommt. Und die Inder sind sich für nix zu schade! Einer hat uns sogar für ein Foto mit Lennart 50 Rupies gezahlt. Andere fotografieren uns auch ohne zu fragen. Wir könnten, wenn wir wollten, mehr Geld dort machen als die bettelnden Frauen und Kinder. Schräg!
Am Abend ging‘s ins „Taj Mahal Palace & Tower“, eines der besten Hotels der Welt: auf Kühlschranktemperatur herunter gekühlt (muss im Sommer bei 45 °C ein Schock sein), mit einem Haufen Blattgold, Marmor, Personal, Boutiquen, Sälen und natürlich einem fetten Swimmingpool. In den wäre ich auch sofort hineingesprungen, hätte ich nur meinen Badeanzug dabei gehabt. Nach einer lustigen Umzieh-Aktion auf dem Damenklo waren wir für die Veranstaltung zum 20. Jahrestag der Deutschen Einheit gewappnet und die war mit ihren mageren Inhalten eher etwas ernüchternd. Die High-Society der Mumbai-Deutschen war geladen. Der Konsul begrüßte alle Gäste persönlich und freute sich, dass Jana und ich noch bei guter Gesundheit waren, da wir ja in einem „medizinischen Zentrum“ arbeiten. Was für ein heiterer Plausch!!!
Die Rede des Konsuls und auch die des Abgeordneten der Regierung Maharashtras bezogen sich vorwiegend auf die guten wirtschaftlichen Beziehungen zwischen Indien und Deutschland und die tollen Goethe-Institute in der Gegend.
Das Konzert mit Deutschen Barockmusikern war nicht schlecht, aber angesichts dessen, dass uns allen der Magen knurrte, zog es sich ganz schön hin.
Beim anschließenden Buffet kamen all diejenigen auf ihre Kosten, die sich bereits nach den ersten Wochen in Indien nach Weißwurst & Co., Salat, sauren Gurken, Käse, dunklem Brot, Sauerkraut und Kassler, Schokolade, Bier, Wein und Whiskey gesehnt hatten.
Nachdem wir einige andere Freiwillige vom Goethe-Institut in Pune und Mumbai kennengelernt, uns satt gegessen und einen Blick auf die reiche Oberschicht geworfen hatten, machten wir uns auf den Rückweg. Leider hatten wir etwas Pech. Die Fahrt, die angesichts der voran gerückten Stunde eigentlich schneller hätte vorüber sein sollen als die Hinfahrt, zog sich. Die „Schnell“straße, vorwiegend mit LKW‘s und Bussen angefüllt, leerte sich nicht und der Stau nahm kein Ende. Gegen vier Uhr waren wir endlich zu Hause und fielen wie Steine in unsere Betten.

Freitag, 1. Oktober 2010

TOTE HOSE


Ruhe! Endlich Ruhe! Alles wie leer gefegt, die Sonne scheint, die Grillen zirpen. Halbtags arbeiten, Kaffee trinken, auf dem Balkon sonnen, Eis essen!
Was für ein schöner Tag gestern, sehr schön. Könnte kaum besser sein. Nur raus gehen durften wir nicht! Da waren nämlich überall die „Terroristen“ unterwegs. Besonders in unserem Stadtteil. Hier leben sehr viele Moslems und die waren gestern teilweise wohl nicht so gut drauf.
Indien ist nun mal ein Land mit sehr vielen unterschiedlichen Religionen und die Menschen leben generell ganz friedlich nebeneinander. Aber manchmal kocht die ein oder andere Sache doch ein wenig hoch, so wie gestern Nachmittag. Da gab es ein Gerichtsurteil und selbst unsere sonst ja eher etwas kindisch und politisch uninteressiert wirkenden Mitbewohnerinnen saßen vor dem Fernseher, um zu erfahren, wer abends in Pune und vielleicht auch in ganz Indien randalieren würde.
Soweit wir mitbekommen haben, ging es um eine Moschee in Ayodhya (Delhi), die auf heiligem hinduistischem Boden erbaut wurde (Geburtsstätte des Gottes Ram). Fanatische Hindis haben 1992 die Moschee niedergerissen und erheben Anspruch auf den Ort. Seitdem streiten die beiden Religionsgruppen erbittert darum, wer dort hausen darf und wer ausziehen muss.
Gestern entschied das Gericht, das Gebiet aufzuteilen. Die Moslems sind mit diesem Urteil natürlich nicht zufrieden und wollen jetzt in Berufung gehen.
Wir haben nichts dagegen, wenn sich der Rechtsstreit noch ein bisschen hinzieht. Dann gibt es in den kommenden Monaten vielleicht noch mal einen freien Nachmittag!
Die Straßen waren jedenfalls ab 3 Uhr wie leergefegt, die meisten Geschäfte schloßen vorübergehend und an pikanten Stellen wurden Straßensperren eingerichtet. Die Leute auf der Straße erschienen uns aufgeregter und gehetzter als sonst. Eine komische Stimmung! Die Stadt wirkte einige Stunden wie ausgestorben. Geräusche wie Autolärm und Hupen drangen nicht wie sonst bis zu unserem Balkon im fünften Stock. Erst gegen halb acht wurde es wieder ein wenig lauter und die Stadt schien langsam wieder aufzuleben.
Diesen Umständen hatten wir einen Super-Gammel-Nachmittag zu verdanken. Wenn es die nächsten Monate so weiter geht, dann sind wir nach einem Jahr wahrscheinlich soo entspannt und braun, dass ihr uns von den indischen Mitbürgern nicht mehr unterscheiden könnt.